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57 – Abenteuer   Leave a comment

Tom hatte erstaunlich gut geschlafen. Kurz, aber gut. Selbst in den Nächten war es hier recht warm zu dieser Jahreszeit, welche auch immer das sein mochte. Er schaute auf seine Armbanduhr. Richtig. Da war keine mehr. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Seit sie hier angekommen waren, trug er nur noch seine Kleidung. Keine Uhr, keine Brieftasche, kein Handy. Beinahe ein Wunder, dass sie nicht splitterfasernackt in Redna erwacht waren. Er grinste. Er hätte Lisa gern mal wieder nackt gesehen. Und Mona? Ihr Anblick hätte ihn noch mehr interessiert. Vielleicht auch spärlich mit steinzeitlichen Fellen behängt.

Er warf einen Blick in die Höhle. Die beiden Frauen schliefen so weit voneinander entfernt, wie es der kleine Raum zuließ. Lisa in unruhigen Träumen, Mona, seit er die Wache von ihr übernommen hatte, tief und fest. Er musste sich eingestehen, dass ihm dieses Abenteuer inzwischen weit weniger missfiel als seiner Ex. Das lag keineswegs an seinen beiden Begleiterinnen. Nicht ausschließlich jedenfalls. Jetzt, da sie sich durch die Wildnis Rednas schlugen, erinnerte es ihn an seine Jugend auf dem Land. Mit seinen Freunden hatte er die wildesten Quests in den Wäldern rund um das Dorf bestanden. In ihrer Fantasie war die Landschaft damals ebenso urwüchsig gewesen, wie sich ihm heute Redna präsentierte. Es war als …

Hatte er da gerade ein Geräusch gehört? Angestrengt schaute er in die Büsche, die den schmalen Weg vor der Höhle säumten und im Morgengrauen wie knorrige Gestalten wirkten. Sicher nur ein Tier. Jetzt jedenfalls hörte er nichts mehr. Dennoch fröstelte ihn jetzt.

47 – Verhandlung um den Weltfrieden   Leave a comment

Mona nahm einen Schluck von dem Kaffee. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Als Tom sein Handy endlich zur Seite legte, flüsterte sie ihm zu: „Deine Ex muss Tsieg herausgeben!“
„Sag es ihr selbst!“, flüsterte Tom zurück und biss in sein Brötchen.
Mona ballte die Faust. Sie versuchte sich zu beruhigen. Die kleine Cafeteria war an eine Bäckerei angeschlossen. Zwar waren sie die einzigen Gäste, die einen der wenigen Tische besetzten, doch ständig kamen Kunden herein, um sich bei der molligen Verkäuferin mit Brötchen zu versorgen. Wollte Mona nicht auffallen, musste sie sich auf eine wahrscheinlich langwierige Diskussion einlassen. Damit aber sollte sie so früh wie möglich beginnen.

Sie berührte Lisa, die noch immer mit irgendeiner Doreen von ihrer Arbeitsstelle quatschte, am Arm. Lisa reagierte verärgert und bedeutete Mona, sie möge gefälligst warten. Sie war Verkäuferin in einem Supermarkt und tat gerade so, als würde sie über den Weltfrieden verhandeln. Mit einer schnellen Bewegung entwand Mona ihr das Handy und unterbrach die Verbindung.
„Was soll das?“ Noch zeigte Lisas Gesichtsausdruck Überraschung, doch die verwandelte sich zunehmend in Wut.
„Geben Sie mir Tsieg, dann können Sie telefonieren, so viel Sie wollen.“
„Ich denke gar nicht daran! Er gehört mir! Tom hat ihn mir geschenkt.“
„Glauben Sie mir, Sie werden ihn sowieso nicht behalten. Besser, Sie geben ihn mir freiwillig. Die anderen fragen nicht so höflich, wie Sie bemerkt haben dürften.“
Lisa wurde blass. Endlich schien Sie vernünftig zu werden. Zögerlich begann sie einzulenken: „Gut, vielleicht gebe ich ihn Ihnen. Aber nur, wenn Sie mir eine Erklärung liefern, was hier eigentlich los ist. Warum sind alle so scharf auf Tsieg?“
„Das wollen Sie nicht wissen!“
„Doch! Also?“
„Okay.“ Mona seufzte.

 

46 – Keine Zeit zum Streicheln   Leave a comment

Tom spürte, wie Lisa zusammenzuckte, als die Gangster ihre Tür eintraten. Gerade noch rechtzeitig presste er ihr seine freie Hand auf den Mund. Er nahm sich vor, ihr beruhigend über die Wange zu streicheln, doch dazu blieb keine Zeit mehr. Mona zerrte an seinem Arm. So geräuschlos wie möglich stand er auf, wartete auf Lisa, schob sie vor sich her und folgte dann den beiden Frauen. Erst auf der Straße wagte er wieder zu atmen.

45 – Ein böser Streich   Leave a comment

Lisa war diese Frau unheimlich. Sie wirkte so emotionslos. Ganz anders als alle Frauen, die sie kannte. Und sie schien es auf ihren Tsieg abgesehen zu haben. Tom versicherte ihr allerdings, dass man ihr vertrauen könne. Und im Moment blieb ihr wohl ohnehin keine andere Wahl.

Jetzt kam die Frau aus dem Badezimmer zurück, schüttelte kurz den Kopf und lauschte an der Wohnungstür. Dann zog sie sie langsam auf und lugte, die Waffe im Anschlag, ins Treppenhaus. Lisa konnte leise Schritte von mehreren Personen hören, die die Treppe heraufstiegen. Die Frau – Lisa meinte sich zu erinnern, dass Tom sie Mona genannt hatte – machte die Tür weiter auf, winkte ihnen, den Zeigefinger an die Lippen gepresst. Als sie die Wohnung verlassen und die Tür nahezu lautlos wieder geschlossen hatten, zeigte Mona nach oben. Tom zog Lisa hinter sich her die Stufen hinauf. Auf einen Wink von Mona blieben sie eine Etage weiter oben stehen.

Lisa drängte es, ihre Verwirrung herauszuschreien. Noch immer war ihr nicht klar, was hier für ein Spiel gespielt wurde. War es vielleicht wirklich ein Spiel? Ein böser Streich von Tom? Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm das zutrauen wollte. Er hatte sie doch die ganze Zeit in Ruhe gelassen. Und rachsüchtig war er noch nie gewesen. Andererseits hatte er oft vollkommen verrückte Ideen gehabt. Und er war auch nicht gerade jemand, der sich dabei ernsthaft Gedanken um mögliche Konsequenzen machte.

Sie betrachtete ihren Exfreund. Er wirkte angespannt. Seine Stirn war schweißfeucht. Die Hand, mit der er die ihre umklammert hielt, zitterte. Ein Schauer packte sie und ließ sie nicht mehr los.

44 – Zivilisten   Leave a comment

Sie war nicht mehr dieselbe. Die Jahre der Zweisamkeit hatten sie verändert. Niemals hatte sie das deutlicher gespürt als in diesem Moment. Die nahezu ausweglose Situation erforderte Härte. Sie sollte sich das Artefakt schnappen und die beiden Zivilisten ihrem Schicksal überlassen. Die Gefahr, dass sie alle drei in die Hände der Killer fielen, war einfach zu groß.

Mona blickte Tom an. Dann schaute sie zu seiner verschreckten Ex, die sich noch immer in seine Arme drängte, die kleine Faust um Tsieg verkrampft.

Sie zog ihre Waffe. Lisa zuckte zusammen.
„Wir müssen hier raus!“, sagte Mona ruhig und ging ins Bad, um das Fenster zu checken.

 

42 – Das blöde Ding   Leave a comment

Auf diesen Anblick hatten ihn die Ereignisse der letzten Stunden nicht vorbereiten können. Wie ein verletztes Kaninchen kauerte Lisa zwischen dem Chaos auf dem Boden ihres Flures. Einen Moment erschien es ihm, als seien ihre Augen vor Schreck gefroren.

Dann erst erkannte sie ihn, sprang auf und warf sich ihm an den Hals. „Sie haben alles durchwühlt!“, schluchzte sie und ihre Tränen feuchteten seinen Kragen. „Sieh nur, die Kommode. Wer tut so etwas?“
Er wusste nicht, was er antworten sollte.
Mona drängte sich an ihnen vorbei in die Wohnung. „Haben sie etwas mitgenommen?“
Lisa riss den Kopf herum. „Wer ist das?“, kreischte sie, während Mona unbeeindruckt die Wohnung besichtigte.
„Das ist Mona Heimel.“ Tom streichelte beruhigend Lisas Hinterkopf. „Sie ist eine Agentin von …“ Ihm wurde bewusst, dass ihm gar nicht klar war, für wen Mona arbeitete.
„Polizei?“, fragte Lisa argwöhnisch und sah der Agentin hinterher.
„So ähnlich. Sie kümmert sich um diesen Fall.“
„Fall? Was für ein Fall? Was geht hier eigentlich vor?“
„Sie sind in großer Gefahr!“ Mona kam aus dem Wohnzimmer zurück. „Wo ist das Artefakt?“
Lisa antwortete ihr nicht, sondern wandte sich an Tom: „Wovon redet die?“
„Die Holzfigur, die ich dir mal geschenkt habe.“
„Tsieg?“ Lisa trat einen Schritt zurück und öffnete ihre Faust. Die hässliche Figur kam zum Vorschein.

So viel Wirbel um dieses blöde Ding. Tom konnte noch immer nichts Besonderes an dem Teil entdecken. Es war klein, hatte in seiner gesamten Länge in Lisas zierliche Faust gepasst. Der Kopf nahm fast ein Drittel der Figur ein, mit groben Schnitten waren die Gesichtszüge in das rotbraune Holz geschnitzt. Als Mona danach greifen wollte, wandte sich Lisa ab und presste Tsieg an ihre Brust, als habe ihr die Agentin ihr Baby wegnehmen wollen.

Ein Hauch von Ärger huschte über Monas Gesicht. Dann aber stutzte sie, ging zur Wohnungstür und lauschte. Tom hatte es auch gehört. Die Haustür war ins Schloss gefallen. Doch jetzt war es merkwürdig still. Keine Schritte im Treppenhaus.
Mona richtete sich auf. „Sie kommen!“

40 – Geister   Leave a comment

Was sollte sie tun? Mona starrte auf das Rot der Ampel. Die Zeit drängte. Sie mussten Tsieg finden. Die „Geister“ hatten offenbar weder das Artefakt noch Bullmanns Ex. Mona hatte wenigstens Bullmann. Aber der wirkte im Moment wie weggetreten. Und zum ersten Mal tat er ihr wirklich leid.

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Veröffentlicht 9. August 2010 von benphilipp in 3 – Tsieg

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34 – Allein   1 comment

Tom packte sie am Arm. Schneller, als er es erfassen konnte, bekam er dafür die Quittung. Mühsam richtete er sich wieder auf und rieb sich die schmerzende Schulter. Monas beinahe mitleidiges Lächeln reizte ihn noch mehr. „Was soll das? Wo willst du hin?“
„Wir müssen deine Ex finden.“ Mona wandte sich wieder zum Gehen.
„Was ist mit dem Jungen?“
„Wir können nichts für ihn tun.“
„Bleib stehen! Ich komme nicht mit dir mit!“ Tom stellte sich bereits in Abwehrhaltung und spannte die Beinmuskeln an, als müsse er einen Tauziehwettbewerb bestreiten.
Mona blieb stehen und drehte sich um. „So, kommt jetzt der kleine Held in dir hoch?“ In ihrer Stimme schwang wirklich ein bisschen Verwunderung mit. „Da drinnen sind drei schwer bewaffnete Killer.“
„Du hast schon einen von ihnen kaltgemacht.“ Tom wollte hart und cool klingen, doch bei dem Gedanken an die Leiche schüttelte es ihn.
„Bist du taub? Das sind drei, ich bin quasi alleine.“
„Wenn wir das Kind da rausholen, kannst du auf mich zählen. Ansonsten musst du mich schon umbringen, damit ich dich weiter unterstütze!“ Tom ärgerte sich, dass er in seiner Aufregung so einen verqueren Mist erzählte.
Mona aber lachte. „Ich glaube, dazu brauchst du mich nicht. Dann lass uns mal sehen, ob wir die Gefahr verringern können, dass du zum ersten und letzten Mal den Helden spielst.“

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33 – Tsieg   1 comment

Lisa stand vor der Mülltonne. Warum war immer alles so schwer? Sie betrachtete die unförmige Figur in ihrer Hand. Sie hatte ihr einmal viel bedeutet. Nicht, weil sie so besonders schön war. Sie war sogar ausgesprochen hässlich. Das hölzerne Gesicht eine schwarze Fratze, der dunkle Rumpf ein dickleibiges Ei und die Beine viel zu kurz. Aber sie besaß eine Geschichte. Eigentlich sogar zwei.

Lisa erinnerte sich genau, wie Tom ihr das Ding vom Flohmarkt mitgebracht hatte. „Der Verkäufer war ein seltsamer Vogel, wie man ihn sich in einem Märchenfilm vorstellt. Er trug einen schäbigen Hut mit bunten Bändern dran, machte einen südländischen Eindruck und sprach gebrochen Deutsch. Er sagte mir, das sei Tsieg, der Geist des Übergangs, der seinen Besitzer beschützen und in fremde Welten führen könne.“

Lisa war begeistert gewesen. Sie mochte alles, was mit Mystik und Zauberei zu tun hatte. Mehr noch aber zählte die Geste, denn Tom fand diesen ganzen Märchenquatsch albern. Dass er dennoch an sie gedacht und sich die Erzählungen des Verkäufers so genau eingeprägt hatte, wurde zu ihrer ganz persönlichen Geschichte.

Konnte sie nur neu anfangen, wenn sie das Relikt ihrer alten Beziehung in die Mülltonne warf? Und war es nicht doch noch zu früh? Gerade erst war die schönste Nacht ihres Lebens so unsanft beendet worden. Sie hatte die Frau nicht gesehen, die da an die Tür gepoltert hatte, aber sie hatte sie keifen hören. Sie wollte Lars glauben, dass mit seiner Ex lange Schluss war und sie nicht jeden Morgen an seine Tür pochen und ihn um Hilfe bitten würde. Und irgendwo gab es auch eine leise Stimme in ihr, die es rührend fand, dass er sie nicht einfach wieder nach Hause geschickt hatte.

Aber nun war sie wieder unsicher. Sie steckte Tsieg zurück in die Handtasche und ging ins Haus. Die Wohnungstür war aufgebrochen!

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31 – Keine Spur   Leave a comment

„Sie ist nicht bei ihnen.“
Tom begriff die Worte nicht. Er starrte auf den reglosen Körper in der Nähe des Eingangs. Im Dunkeln vorhin – wie viele Stunden war das jetzt her? – hatte er den Leichnam gar nicht gesehen. Er hatte sich überhaupt keinen Kopf mehr darum gemacht, was mit Piet geschehen sein mochte. „Haben Sie …?“
„Was? Nein, ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.“
Tom konnte sich vorstellen, wie dämlich er aussehen musste. „Von wem reden Sie?“
„Ihre Ex. Sie ist nicht bei ihnen.“
Tom schüttelte den Kopf, als müsse er ihn vom Staub befreien. Wieder blickte er durch das Fenster, zwang sich, nicht nach dem Toten zu sehen. Boss saß mit dem Rücken zum Fenster am Tisch und sprach mit ihren beiden verbliebenen Handlangern. Keine Spur von Lisa. „Haben die sie doch noch umgebracht?“ Er sprach die Frage so leise aus, dass selbst Mona direkt neben ihm sie nicht verstanden haben konnte. Ihm wurde kalt.
Mona schwieg. Sie drehte sich vom Fenster weg und schien zu überlegen. Sie bedeutete Tom, er solle ihr folgen. Wollte sie zurück?

Der Hilferuf kam von einem Kind!

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