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68 – Versuchung   1 comment

Sie musste alle Kraft zusammennehmen. Allein, der Versuchung zu widerstehen, nur für einen Wimpernschlag die Augen zu öffnen oder wenigstens genauer hinzuhören, erforderte einen großen Teil ihres Willens. Wie Meeresrauschen drang der Gesang der Angreifer an ihr Ohr, ausgeblendet, nur im Hintergrund, und doch so nah und bedrohlich, dass sie jeden Moment damit rechnete, von einem Speer durchbohrt zu werden. Aber so sehr der Instinkt Mona drängte, so genau wusste sie, dass sie keine andere Chance hatte, ihr Leben und das ihrer beiden Begleiter zu retten. Ja, wahrscheinlich war es längst zu spät. Sie hatte sich überschätzt. Oder Tsieg unterschätzt. Warum wehrte er sich so? Wenn er sich nicht jetzt sofort ihrem Willen unterwarf, war alles verloren. Sie spürte bereits, wie er erwachte, fühlte seine unbändige Kraft, doch noch hatte er sich nicht erhoben. Die Zeit lief ihr …

Ein Schrei! Direkt neben ihr!

 

59 – Zur Stätte   1 comment

Die Stätte von Lednah. Tom wiederholte den Namen, den Mona genannt hatte, in Gedanken ein paar Mal. Ein Ziel, das sie erreichen mussten, wollten sie überleben. Lisa, die erneut vor ihm ging, drehte sich immer wieder um. Sinnlos. Ihre Verfolger verstanden es, sich zu tarnen. Nicht einmal der Schatten eines Schattens war im Urwald links und rechts des Weges zu erhaschen. Dabei hatte Tom den Eindruck, dass die Reldnah es durchaus darauf anlegten, ihre Präsenz spürbar zu machen. So wuchs der Druck, keinen Fehler zu begehen. Er konnte nur hoffen, dass Mona ihre Hausaufgaben wirklich gut gemacht hatte. Sollten sie vom direkten Weg zur Stätte abkommen, würden sie zu Freiwild werden. Dann würden dieselben Waffen, die sie sich von den Reldnah erhofften, um ihr Leben zu verteidigen, ihren Tod bedeuten.

54 – Nähe   Leave a comment

Nie hatte er sich seinen Jungs so nah gefühlt wie jetzt. Sie alle hatten sich dem Orden verschrieben und ihm die besten Jahre ihres Lebens geopfert, ohne es je zu bereuen. Nie waren sie so dicht am Ziel gewesen wie jetzt. Ein Ziel, für das sich jeder Aufwand lohnte. Von dem Moment, in dem sie Redna betreten würden, hatten sie seit Jahren geträumt. Doch niemand war auf den Gedanken gekommen, dass sie es mit nur einer der Geisterfiguren tun würden. Das ähnelte einem Kamikaze-Kommando, nur das gar nicht sicher war, ob sie überhaupt in die Nähe des Angriffsziels kämen.

Karl schüttelte den Kopf. Es hatte ihn bisher nie übermäßig gekümmert, wenn einer seiner Jungs für die Sache auf der Strecke geblieben war. Seltsam. Er betrachtete Brigitte, die gerade den Befehl zum Aufbruch gab. Sie wirkte entschlossen wie eh und je. Ob sie auch nur einen Augenblick innehalten würde, wenn er den Tod fände?

Nie hatte er sich seinen Jungs so nah gefühlt wie jetzt. Sie alle hatten sich dem Orden verschrieben und ihm die besten Jahre ihres Lebens geopfert, ohne es je zu bereuen. Nie waren sie so dicht am Ziel gewesen wie jetzt. Ein Ziel, für das sich jeder Aufwand lohnte. Von dem Moment, in dem sie Redna betreten würden, hatten sie seit Jahren geträumt. Doch niemand war auf den Gedanken gekommen, dass sie es mit nur einer der Geisterfiguren tun würden. Das ähnelte einem Kamikaze-Kommando, nur das gar nicht sicher war, ob sie überhaupt in die Nähe des Angriffsziels kämen.
Karl schüttelte den Kopf. Es hatte ihn bisher nie übermäßig gekümmert, wenn einer seiner Jungs für die Sache auf der Strecke geblieben war. Seltsam. Er betrachtete Brigitte, die gerade das Kommando zum Aufbruch gab. Sie wirkte entschlossen wie eh und je. Ob sie auch nur einen Augenblick innehalten würde, wenn er den Tod fände?

53 – Verlust und Gewinn   5 comments

Tom schaute zu Lisa. Das Energiebündel, das er eben noch kaum hatte zurückhalten können, keinen Mord zu begehen, saß jetzt in sich zusammengesunken in einem dunklen Winkel der Höhle. Nie zuvor hatte Tom ein Bild solcher Hoffnungslosigkeit gesehen.

Er schüttelte sich und wandte sich Mona zu. „Nur, um das noch einmal zusammenzufassen: Um wieder in unsere Welt zu kommen, brauchen wir die Kräfte von Tsieg und Nomad.“
Die Kopfbewegung Monas sollte wohl Zustimmung bedeuten.
„Und Nomad ist in Besitz vom Geisterorden, genauer gesagt von Boss.“
Wieder ein leichtes Nicken.
„Wir müssen also darauf hoffen, dass sie uns folgt und hier wieder mit uns zusammentrifft?“ Diesmal wartete er Monas Reaktion nicht ab. „Was haben wir damit gewonnen, außer einen Ort, an dem keiner von uns sein will und der uns zum lebenslangen Gefängnis werden kann?“
„Zeit.“

52 – Kurz angebunden   Leave a comment

Lisa stand kurz vor der Explosion. Tom griff nach ihrer Hand. Sie schnaubte, riss sich los und begann, auf und ab zu marschieren.
Er wandte sich an Mona. „Also, wo sind wir?“
„Redna.“
„Nie gehört.“
„Das wundert mich nicht.“
„Geht es vielleicht etwas ausführlicher?“, schrie Lisa dazwischen.
„Redna ist der Name für eine Parallelwelt.“
„Was erzählt die da für eine Scheiße?“
„Ich muss Lisa recht geben, das klingt ziemlich verrückt.“
„Findest du?“, fragte Mona schnippisch. „Und wie du hierhergekommen bist, ist für dich ganz normal?“
„Wie sind wir hierhergekommen?“
„Tsieg hat uns gebracht.“
„So, so!“ Lisa stand mit drei Schritten Mona direkt gegenüber. Tom konnte sie nicht mehr zurückhalten. Überraschenderweise blieb Mona ganz ruhig.
„Du glaubst auch, du kannst mich verarschen!“ Lisa war zur Furie geworden. „Hör zu! Mir ist scheißegal, wie du uns hergebracht hast! Genauso egal ist mir, wo wir hier sind! Aber jetzt sorgst du dafür, dass wir wieder nach Hause kommen!“
„Du solltest froh sein, dass du noch lebst.“
„Leck mich! Ich will nach Hause!“
Mona wandte sich ab, als ginge sie das alles nichts an. „Das geht nicht.“
„Wie bitte?“
„Tsieg allein kann uns nicht zurückbringen.“

41 – Fragen   Leave a comment

Tom schaute sich um. Zum ersten Mal wurde ihm wirklich bewusst, dass sie wieder unterwegs waren. „Wir fahren wieder zu Lisa?“
Mona nickte.
Ihm lag die nächste Frage schon auf der Zunge, doch er stellte sie nicht. Mona ging offenbar davon aus, dass Lisa noch am Leben war. Das erschien logisch. Boss und ihre Leute hätten kaum die Zeit gehabt, eine Leiche zu beseitigen. Auch suchten sie noch immer nach dieser blöden Figur. Vermutlich hatten sie Lisa also nicht angetroffen. Aber sie war der Schlüssel. Dank ihm wussten das auch die Killer. Das Wettrennen hatte längst begonnen. „Sie hätte zu Hause sein müssen“, murmelte er.
„Was?“, fragte Mona.
„Lisa, sie muss so früh noch nicht arbeiten. Außerdem ist Samstag, da hat sie frei. Wo ist sie gewesen?“
„Bei einer Party?“
„Um die Uhrzeit noch? Nein, nicht Lisa.“
„Bei einem Freund?“
Die Frage überraschte ihn. Er schwieg. Doch in seinem Kopf wollte es nicht schweigen.

Tom schaute sich um. Zum ersten Mal wurde ihm wirklich bewusst, dass sie wieder unterwegs waren. „Wir fahren wieder zu Lisa?“
Mona nickte.
Ihm lag die nächste Frage schon auf der Zunge, doch er stellte sie nicht. Mona ging offenbar davon aus, dass Lisa noch am Leben war. Das erschien logisch. Boss und seine Leute hätten kaum die Zeit gehabt, eine Leiche zu beseitigen. Auch suchten sie noch immer nach dieser blöden Figur. Vermutlich hatten sie Lisa also nicht angetroffen. Aber sie war der Schlüssel. Dank ihm wussten das auch die Killer. Das Wettrennen hatte längst begonnen. „Sie hätte zu Hause sein müssen“, murmelte er.
„Was?“, fragte Mona.
„Lisa, sie muss so früh noch nicht arbeiten. Außerdem ist Samstag, da hat sie frei. Wo ist sie gewesen?“
„Bei einer Party?“
„Um die Uhrzeit noch? Nein, nicht Lisa.“
„Bei einem Freund?“
Die Frage überraschte ihn. Er schwieg. Doch in seinem Kopf wollte es nicht schweigen.

37 – Kein Blut   Leave a comment

Tom schrie auf und stürzte zu dem Jungen hin. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten, kroch die letzten Meter. Das Kind lag vor ihm, noch war die Schusswunde im Rücken nur als sauberes Loch in der Jacke zu erkennen. Kein Blut, dachte Tom und drehte den Jungen um. Große Augen sahen ihn an, der Körper erschlaffte in Toms Armen. Erneut schrie er den Schrecken und die Wut aus sich heraus. Wie aus weiter Ferne hörte er Schritte auf sich zukommen. Doch zum ersten Mal war ihm sein eigenes Leben egal.

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29 – Jahre   Leave a comment

Mona wunderte sich selbst ein wenig über die Ruhe, mit der sie im Auto saß. So viele Jahre ohne Training. Ohne Gefahr. Jahre, die anfangs ein langersehntes Leben in Frieden versprachen. Jahre in der ruhigen Harmonie des Alltags. Einem Alltag, der ihr zunehmend öder erschien. Einem Alltag, der sie vermutlich auch ohne den Auftrag noch vor Ablauf des Jahres aus der Wohnung getrieben hätte. Aus der Wohnung und aus der Ehe mit Frank. Frank. Ja, sie hatte ihn geliebt. Vielleicht liebte sie ihn immer noch. Doch sie hielt es nicht mehr aus.

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27 – Müde   Leave a comment

Wieder saß er im Auto. Noch nie hatte er um diese Uhrzeit so viele Kilometer hinter sich gebracht. Und das war noch das Wenigste, was er in dieser Nacht hatte erleben müssen. Diesmal musste er selber fahren. Mona saß auf dem Beifahrersitz und spielte mit der Waffe. Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen, dachte Tom, der jetzt merkte, wie müde er war. Zu müde, um sich zusätzlich zum Autofahren auch noch um sein Leben zu sorgen.
„Wollen Sie mir immer noch nicht erzählen, was es mit dem Artefakt auf sich hat?“, fragte er und gähnte.
Mona schwieg.
„Das sollte warscheinlich kein Ja bedeuten“, versuchte er zu scherzen.
„Konzentrieren Sie sich mal lieber auf den Verkehr. Jetzt, wo Sie so richtig in Gefahr sind, wäre es doch schade, wenn Sie einen Unfall bauen.“
„Sehr witzig“, antwortete Tom, blinzelte und starrte stur auf die Straße vor sich.

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25 – Videospiel   Leave a comment

Eigentlich hätte er seine Eltern wecken müssen. Aber sie mochten es nicht, wenn er ihren Schlaf störte. Sie verstanden es sowieso nicht, dass er oft lange vor dem Weckerklingeln aufstand. Und sie würden es außerdem noch früh genug erfahren.
Schon im Treppenhaus spürte er seine Aufregung. Er war nicht besonders mutig, wenn er sich im echten Leben bewegte. Und selten geschah es, dass ihn etwas vom Computerspiel ablenkte. Doch diesmal war er bei einem der seltenen Seitenblicke aus dem Fenster am Geschehen vor dem Haus hängengeblieben.
Zunächst hatte er nur einen Mann und eine Frau gesehen, die den Weg von dem alten Lagerhaus heruntergelaufen kamen. Das war zwar etwas seltsam, hätte ihn aber kaum von seinem morgendlichen Spiel abgehalten. Doch irgendetwas faszinierte ihn an den beiden. Er drückte die Pausentaste, damit er den Kampf gegen den fremden Magier und seine Untoten nicht verlor, stand auf und ging zum Fenster.
Die beiden waren jetzt schon um einiges näher gekommen. Sie schienen es eilig zu haben. Der Mann rieb sich die Handgelenke. Er wirkte unsicher und schaute sich ständig um. Vielleicht hatte er Angst? Ja, ganz sicher. Sie dagegen machte einen ganz anderen Eindruck. Cool irgendwie. Mutig. Und mit ihren roten Haaren schien sie im ersten Licht der Straßenlaternen fast zu leuchten.
Wie eine Agentin aus einem Videospiel. Tilo drückte sich fast die Nase platt, um die beiden nicht aus den Augen zu verlieren. Sie waren jetzt direkt vor seinem Haus. Die Frau schaute sich kurz um und lief dann direkt auf einen Audi zu. Papas Audi! Tilo hielt den Atem an, während er beobachtet, wie die Frau in den Wagen stieg.

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