Archiv für das Schlagwort ‘Krieger

69 – Ein blauer Blitz   1 comment

Der Gesang seines Gegners wandelte sich in einen Schrei. Im gleichen Moment stieß der Krieger zu. Die Speerspitze wurde zu einem blauen Blitz, dem Tom erst im letzten Moment ausweichen konnte. Allerdings streifte die Waffe seinen Oberarm, zerfetzte den Stoff und hinterließ einen Schnitt, der sich sofort mit Blut füllte.

Nun verließ Tom auch der letzte Rest an Hoffnung. Sicher, er war seinem Gegner körperlich um ein Vielfaches überlegen. Das glich dieser aber problemlos durch Schnelligkeit und Geschick aus. Verzweifelt versuchte Tom, hinter den Jungen zu gelangen, womit er aber kläglich scheiterte. Auch wurde ihm bewusst, dass er auf diese Weise zwischen seine Feinde geriet, und er machte seinen Schritt schnell wieder rückgängig.

Erneut kam die Speerspitze auf ihn zugeschossen, während er noch dabei war, sich wieder in eine halbwegs gute Verteidigungsposition zu bringen. Aus einem Reflex heraus schlug er nach dem funkelnden Stein und bekam ihn seitlich zu fassen. Die Schneide ratschte ihm über die Handfläche. Der Schmerz war unerträglich. Dennoch packte er zu, als er das Holz des Speerschafts spürte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er brüllte. Wie am Spieß!, dachte er und wusste nicht, ob er noch schrie oder schon lachte.

Sein schmächtiges Gegenüber jedenfalls hatte er mit dem Schlag ins Wanken gebracht. Mit aller Kraft zog Tom an dem Speer, und der Junge fiel ihm genau vor die Füße. Sein nächster Schlag traf den Gegner an der Schläfe. Für mehr hatte er keine Zeit. Etwas traf mit voller Wucht die verletzte Hand, sodass er die unter Schmerzen eroberte Waffe nicht mehr halten konnte. Sie fiel zu Boden, und sein einziger Gedanke war: Ich muss sie wiederhaben!

67 – Wetten   1 comment

Sie hatten eine Armee! Es war der Wahnsinn! Schade, dass das in der wirklichen Welt nicht so einfach funktionierte. Karl saß, umgeben von seinen Leuten, auf einem Baumstumpf und machte keinen Finger krumm, während sich die Wilden die Köpfe einschlugen. Welch lustiger Anblick! Seine Männer schlossen stets aufs Neue Wetten ab.

Die anderen waren ihnen in die Falle gegangen. Hatten geglaubt, es nur mit einem kleinen Haufen Männer zu tun zu haben. Karl selbst hatte sich einen Moment dem Tod gegenüber gesehen, befürchtet, ihre Wilden könnten sie im Stich lassen.

Er wandte seinen Blick von den Kämpfenden ab und wieder Brigitte zu. Sie stand noch immer da, diese erstaunliche Holzpuppe hoch erhoben. Anfangs hatte Karl geglaubt, eine Art Strahlen zu sehen, etwas wie schwacher Sonnenschein, doch er musste sich getäuscht haben, denn selbst wenn er jetzt die Augen zusammenkniff, konnte er nichts erkennen, was darauf hindeutete, dass Nomad mehr war als eben eine Holzpuppe. Und doch war es nicht nur eine Ahnung, dass der Einfluss Nomads die Krieger, die auf ihrer Seite standen, zu wahren Bestien werden ließ.

Er stimmte wieder in das Lachen seiner Leute ein. Es war mehr als das Vergnügen an dem fröhlichen Schlachtfest. Es war auch die Erleichterung. Vielleicht zu früh, doch im Moment schien der Erfolg viel näher als noch vor wenigen Stunden. Ja, er hatte ein wenig gezweifelt, dass sie ihr Ziel erreichen würden. Aber wer sollte sich ihnen jetzt noch ernsthaft entgegenstellen?

66 – Wimpernschlag   1 comment

Nohs sang den Gesang der Jäger, als er sich auf die Eindringlinge stürzte. Er war einer der Ersten und hatte sich als Ziel den größten und stärksten Gegner ausgewählt. Hätte Nohs sich neben ihn gestellt, er hätte ihm kaum bis zur Brust gereicht. Doch er spürte die Kraft Rednas durch seine Adern peitschen. Und sah, wie die Angst die Augenlider seines Gegners flattern ließ. Nohs würde dem Fremden den Tod bringen, das war so sicher wie der Flug des Reldas. Nur noch wenige Sätze …

Nohs spürte plötzlich noch etwas anderes. Etwas, das er schon längst hätte spüren müssen, wäre er nicht so sehr auf den Angriff versessen gewesen. Etwas, das ihn binnen eines Wimpernschlags zum Stehen brachte. Zu spät!

65 – Lanze   1 comment

So langsam dieses Volk seinen Angriff auch führte, irgendwann musste jeder Abstand auf ein Minimum schrumpfen. Jetzt bereute Tom, dass er sich hier als Held aufspielte. Wieso hielt Mona ihn nicht davon ab? Warum unternahm die kampferfahrene Agentin nichts?

Als er diesen Gedanken gerade zu Ende gedacht hatte und sich zu Mona umdrehen wollte, bekam er es mit dem ersten Angreifer zu tun. Ein junger Krieger, der so plötzlich auf ihn zu schoss, als habe ihn ein Insekt in den Hintern gestochen. Die Spitze seines Speeres, den er im Laufen wie eine Lanze auf Tom gerichtet hielt, bestand aus einem bläulich funkelnden Stein, dessen gehärtete Kanten tödliche Wunden versprachen. Und der Typ sang!

61 – Die Stätte von Lednah   Leave a comment

Unter der Stätte von Lednah hatte sich Tom etwas anderes vorgestellt. Einen Tempel. Wenigstens einen Altar. Götzenbilder waren ihm durch den Kopf geschlichen. Doch jetzt standen sie einfach nur auf einer kreisrunden Lichtung. Nicht einmal die Ahnung irgendeines menschlichen Eingreifens fand sich hier. Das machte die Sache dann doch ein wenig gespenstisch, denn die Lichtung bildete einen so perfekten Kreis, als habe sie jemand mit dem Zirkel gezogen. Seltsamer jedoch war noch, dass nicht erkennbar war, wie die Lichtung entstanden war. Es gab keine Baumstümpfe. Nicht einmal ein Strauch schien sich über die unsichtbare Grenze zu wagen, über die die randständigen Bäume nicht die kleinste Wurzel schickten.

Zwischen den hellen Stämmen zeigten sich jetzt ihre Verfolger. Sie tauchten aus den Schatten auf, als seien sie dort selbst gerade erst dem Boden entwachsen. Und wunderlicherweise war ihre Haut von derselben hellen Farbe wie die Stämme der Bäume. Dass sie sich bis dahin ihren Blicken entzogen hatten, schien ihm beinahe unmöglich, denn sie trugen keine Kleidung, die einer Tarnung hätte dienen können. Eine Art überlanger Lendenschurz setzte sich farblich kaum von den nackten Oberkörpern und Beinen ab. Kein Schmuck zierte die kleinen, aber gedrungenen Körper dieser Menschen, weder die der Männer noch die der Frauen. Frauen! Bei diesem Volk schien das Geschlecht im Kampf keine Rolle zu spielen. Jedenfalls schauten die Kriegerinnen nicht weniger grimmig als die Krieger. Und sie trugen die gleichen schrecklichen Waffen!